Die Telefonnummer des ärztlichen Bereitschaftsdiensts gehört heute – neben den Notrufnummern 110 und 112 – zu den bekanntesten Rufnummern Deutschlands.

Auch das ist eine Auswirkung der Corona-Krise. Denn noch vor wenigen Monaten wurden extra Kampagnen geschaltet, um die 116117 bekannter zu machen. Dass es diesen Patientenservice überhaupt gibt, ist das Ergebnis eines jahrelangen Prozesses.

Bevor die 116117 eingerichtet wurde, „hatten wir Hunderte von verschiedenen Bereitschaftsdiensten, Hunderte von verschiedenen Nummern und Hunderte von verschiedenen Organisationsformen", erklärte Roland Stahl, Sprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Seit 2012 gibt es die bundeseinheitliche Nummer: Ob in der Stadt oder auf dem Land, vom Festnetz oder mobil – überall in Deutschland ist unter 116117 der passende Bereitschaftsarzt zu erreichen.

Die Entscheidung für die bundesweit gültige Nummer fiel bereits 2006. Da sie auch im europäischen Ausland nutzbar sein sollte, mussten die Kassenärztlichen Vereinigungen zusammen mit der KBV außer den deutschen auch die EU-Politiker überzeugen. Bis alle Instanzen hinter dem Projekt standen, vergingen fünf Jahre.

Telefonsystem mit Selbsterkennung

Die technische Umsetzung ging dann vergleichsweise schnell. Damit immer der zuständige Bereitschaftsdienst zugeordnet werden kann, muss automatisch die Vorwahl des Anrufers erkannt werden. Funktioniert die Automatik einmal nicht, erfolgt die Zuordnung per Eingabe der Postleitzahl. Außerdem steht ein überregionales Service-Center bereit, das auch nach ungenaueren Adressangaben suchen kann – etwa wenn sich ein Patient im Urlaub aufhält.

Mit dem ärztlichen Bereitschaftsdienst ist hausärztliche Versorgung auch mittwochnachmittags, am Wochenende und in der Nacht gewährleistet. So soll zugleich verhindert werden, dass Menschen mit Erkrankungen, die nicht lebensbedrohlich sind, Notfallambulanzen und Notrufnummer belegen.

Die 116117 ist die richtige Nummer bei Beschwerden wie

  • schweren Infekten
  • Fieber über 39 Grad
  • akuten Schmerzen

Die Nummer 112 muss gewählt werden bei Notfällen wie

  • Unfällen mit Verdacht auf starke Verletzungen
  • Vergiftungen
  • Bewusstlosigkeit oder erhebliche Bewusstseinstrübung
  • Brustschmerzen oder Herzbeschwerden
  • Komplikationen in der Schwangerschaft
  • Atemnot oder Krampfanfällen

Mehr als die „Corona-Nummer“

Wer den Verdacht hat, an Covid-19 erkrankt zu sein, kontaktiert – neben Hausärzten und Gesundheitsämtern – zuerst die 116117. Im März 2020 war das Anrufaufkommen teilweise 25-mal so hoch wie normal. Die medizinisch geschulten Mitarbeiter des ärztlichen Bereitschaftsdiensts lenken die Anrufer gezielt an die zuständigen Versorgungseinrichtungen weiter. Dabei werden sie von der Ersteinschätzungs-Software unterstützt.

Zum regulären Service zählt die schnelle, qualifizierte Suche der richtigen Bereitschaftspraxis. Bei Bedarf werden auch Hausbesuche ermöglicht. Seit Jahresbeginn gehört außerdem die Vermittlungen von Terminen bei Ärzten oder Psychotherapeuten zum Serviceangebot. Der zahnärztliche Notdienst ist weiterhin föderal organisiert und ist nicht direkt unter der 116117 erreichbar.

 

Quelle:

KBV